“Some … had wrongly assumed that James was a band rather than a person, something that James himself had politely but firmly put right in thousands of interviews.”
Unglaublich, dass eine Band, deren Auflistung des Line-Ups und der Line-Up-Changes eine knappe Seite ausmacht, so etwas von sich behauptet!
Aber nun mal von Anfang an: 1980 trafen sich vier junge Männer – Jim Glennie (Bass), Larry Gott (Gitarre), Gavan Whelan (Schlagzeug) und Paul Gilberston (Gitarre) an der Manchester University. Fehlte nur noch ein Sänger. Die ersten Gigs spielte man noch mit weiblicher Stimme und änderte für jede Show den Namen. “Model Team International” hießen sie zum Beispiel gerade Mal für die 30 Minuten, die ihr Gig dauerte. In dieser Zeit konnten sie schon The Fall für sich begeistern und diese bei einem Gig in Manchester supporten.
1982 entdeckten die Vier dann Tim Booth in einer Uni-Disko in Manchester. Ob sie dort versuchten seinen Drink zu klauen, oder ihn beim Tanzen entdeckten ist nicht geklärt. Auf jeden Fall war er von nun an Leadsänger der Band. Und auch der endgültige Name ließ nicht mehr lange auf sich warten: Für eine der Shows gaben sie sich dann den Namen “James” und als sie ihn für die nächste wieder ändern wollten, mussten sie feststellen, dass sie schon als “James” angekündigt waren. Und so blieb es dabei. Doch noch bevor sie ihre erste Platte aufnehmen konnten, verließ Paul die Band, da sowohl er als auch die Band mit seinen Drogenproblemen nicht mehr zurecht kamen.
Im November 1982 bietet sich eine große Chance für James: Sie supporten New Order in ihrer Heimatstadt. Im Oktober 1983 folgt ihre erste John Peel Session für Radio One, im Dezember spielen sie noch mal als Vorband für New Order, diesmal jedoch in London. Im November 1984 und von Februar bis April 1985 fungieren sie auf der Tour ihrer Vorbilder The Smiths als Special Guests.
Der Plattendeal, den sie mit “Factory Records” 1985 abschließen, hält nicht wirklich lange. Man entschließt sich, noch im selben Jahr zum Label “Sire” zu wechseln. Auf diesem veröffentlichen sie 1986 ihr Debutalbum “Sutter”. Für das zweite Album “Stripmine” braucht die Band fast ein Jahr, erst im September 1988 wird es fertig. Ihr Label “Sire” versucht unterdessen, James für weitere fünf Alben zu verpflichten, was die Band ablehnt und prompt wieder labellos ist.
Nachdem man ohnehin schon Probleme mit dem Drummer hatte, treibt dieser die schlechte Stimmung auf die Spitze: Auf einem Konzert Ende 1988 versucht Gavan Sänger Tim in eine Schlägerei zu verwickeln, was das Ende seiner Karriere bei James zur Folge hatte. 1989 macht man mit Dave Baynton-Power am Schlagzeug weiter. Er ist nicht das einzige neue Mitglied in der Band, Saul Davies wird als neuer Gitarrist, der gleichzeitig auch Geige spielt (ja, Violine in einer Popband!) engagiert. “One Man Clapping” wird im März rausgebracht. Kurz darauf verstärkt man den typischen James-Sound durch die Keyboards Mark Hunters.
Für ihre folgenden Singles plus ein Album unterschreiben James einen Vertrag bei “Rough Trade”. Noch vor den Aufnahmen zur nächsten CD stößt ein weiteres Mitglied zu James: Trompeter Andy Diagram macht den Sound der Band noch unverwechselbarer. Ihre Single “Sit Down” wird in England ein riesiger Hit und schafft es auf Platz zwei der Charts, auch das Album “Gold Mother” toppt.
Man entscheidet sich schon vor Veröffentlichung des Albums, nicht weiter bei “Rough Trade” unter Vertrag zu bleiben und wechselt 1990 zu “Fontana Records”. Dort wird auch das Album “Seven” veröffentlicht, das wohl als erfolgreichstes James-Album (Platz zwei der englischen Charts) gelten kann. Eine Schwemme von Single-Auskopplungen folgen dem Longplayer an die Chartsspitze.
Unmengen von Festival-Auftritten, sowie der erste Trip nach Amerika folgen. Man supportet David Bowie, The Cure und Neil Youngs US-Tour. Hier wird auch der Kontakt zu Brian Eno hergestellt, der sich später bereit erklärt, auch James-Alben zu produzieren. Die Alben “Wah Wah” und “Laid” werden innerhalb von nur sechs Wochen in Bath eingespielt. Danach kommen plötzlich Gerüchte auf, die Band habe sich aufgelöst. Die Wahrheit sieht so aus: Sänger Tims Nebenprojekt “Booth And The Bad Angel” mit dem Film-Komponist Angelo Badalamenti hatte Prioriät. Das war alles. Und das Folgealbum “Whiplash” beweist endgültig das Gegenteil.
Doch plötzlich plagt die Band andere Sorgen: Bei einem Check der Finanzen stellt sich heraus, dass James auf einem unüberschaubaren Schuldenberg sitzen. Folgerichtig erscheint 1998 erst einmal ein “Best Of”-Album. Die folgenden Tourneen sind auch ausverkauft und James trauen sich wieder an ein neues Studio-Album heran. Ende 1999 veröffentlicht man “Millionaires”. Während die erste Single “Just Like Fred Astaire” erwartungsfroh in die Top 20 der Charts schnellt, schafft es “We’re Going To Miss You” nicht einmal in die Top 40. Ihr frischer Release “Pleased To Meet You” steht seit Sommer 2001 den Regalen.
Ob das Album James den Status der “Millionaires” beschert hat, darf bezweifelt werden, denn im Oktober wird der Ausstieg des Sängers Tim Booth bekannt gegeben. Booth möchte weiterhin Musik machen, kann sich aber auch vorstellen, Workshops zu leiten oder ins Schauspielfach hinein zu schnuppern. Sein Ausstieg beziehe sich nicht auf interne Probleme. Im Gegenteil werde er die Zeit zwischen 1999 und 2001 als die freundschaftlichste der Karriere und die kreativste seit “Laid” in Erinnerung behalten. Die übrigen Mitglieder wollen in einer noch nicht geregelten Form weitermachen. Die letzte Tour im alten Line Up geht im Dezember 2001 in England über die Bühnen.